Schwerpunkt Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Hypothyreose: Was bedeutet das?

Eine Schilddrüsenunterfunktion betrifft in Europa zwischen 0,2 % und 5,3 % der Bevölkerung und tritt bei Frauen häufiger auf, vor allem nach den Wechseljahren. Bei der Hypothyreose werden die Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) nicht mehr in ausreichenden Mengen produziert.

Diese Hormone sind grundlegend für die Regulierung des Stoffwechsels und andere wichtige Funktionen unseres Körpers, wie das Körperwachstum und die Fruchtbarkeit.

Was sind die Symptome der Hypothyreose?

Die anfänglichen Symptome einer Hypothyreose können sehr allmählich auftreten, sie sind häufig leicht oder unspezifisch, nehmen aber im Laufe der Zeit zu. Die möglichen Symptome sind: 

  • Gewichtszunahme
  • Müdigkeit
  • Muskelermüdung und -schwäche
  • Verringerte Kondition bei körperlicher Belastung
  • Kälteempfindlichkeit
  • Hauttrockenheit
  • Haarausfall
  • Brüchige Hand- und Fußnägel
  • Schläfrigkeit und Depression
  • Unregelmäßiger Menstruationszyklus
  • Störungen der Fortpflanzungsfähigkeit
  • Sexuelle Dysfunktionen
  • Krämpfe, Gelenksteifigkeit und Gelenkschwellung
  • Langsamer oder unregelmäßiger Herzschlag
  • Raue bzw. heisere Stimme, tiefere Stimme
  • Gedächtnisverlust
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Erhöhte Cholesterinwerte
  • Verstopfung
  • Wassereinlagerungen

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Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Eine Hypothyreose kann aufgrund der Ursachen, die sie auslösen, in zwei Hauptkategorien unterteilt werden:

Die primäre Hypothyreose ist die häufigste Form. Sie tritt auf, wenn die Schilddrüse geschädigt ist oder nicht vollständig funktioniert und folglich nicht genügend Schilddrüsenhormone produziert werden. Sie kann die Folge einer angeborenen seit der Geburt vorhandenen Schilddrüsenerkrankung (angeborene Hypothyreose) sein. Des Weiteren kann Sie auf eine erworbene Schilddrüsenerkrankung (erworbene Hypothyreose) zurückzuführen sein, die nach einer Autoimmunerkrankung (wie Hashimoto-Thyreoiditis), einem chirurgischen Eingriff (wie der Entfernung der Schilddrüse), einer Strahlentherapie, einer Therapie mit Jod-131 oder der Einnahme bestimmter Medikamente beziehungsweise infolge eines Jodmangels auftritt.

Die sekundäre Hypothyreose tritt dagegen auf, wenn die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), die sich an der Schädelbasis befindet, nicht korrekt funktioniert und nicht genügend TSH produziert. TSH ist ein Hormon, das die Schilddrüse anregt, Schilddrüsenhormone herzustellen. Diese Fehlfunktion kann durch eine krankhafte Veränderung (Läsion) oder einen Tumor, der die Hypophyse schädigt, durch einen chirurgischen Eingriff, eine Strahlentherapie des Gehirns oder durch bestimmte genetische Erkrankungen verursacht werden.

Wie kann ich erkennen, ob ich an einer Hypothyreoseleide?

Nach einer allgemeinen körperlichen Untersuchung, in der dein Arzt oder deine Ärztin etwaige Symptome überprüft und deinen Hals abtastet, wird er/sie eine einfache Blutuntersuchung anordnen, um die Schilddrüsenfunktion zu bewerten. Im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH-Wert erhöht (Hormon, das die Produktion der Schilddrüsenhormone steuert) und die T3- und T4-Werte sind zu niedrig. In diesem Fall spricht man von einer manifesten Hypothyreose.

Es gibt noch eine weitere Form von Schilddrüsenunterfunktion, die als subklinische Hypothyreose bezeichnet wird. Hier liegen die TSH-Werte außerhalb der Normwerte, die Schilddrüsenhormone bleiben aber im normalen Bereich. In diesem Fall hat der Patient in der Regel keine Symptome.

Nach der Bestätigung der Hypothyreose werden weitere Untersuchungen angeordnet, um die Ursache und den Schweregrad der Erkrankung zu ermitteln (zum Beispiel eine Blutuntersuchung zur Messung der die Schilddrüse schädigenden Autoantikörper: Schilddrüsenperoxidase-Autoantikörper, TPO-AK; Thyreoglobulin-Autoantikörper, TG-AK; TSH-Rezeptor- Autoantikörper, TRAK sowie eine Ultraschalluntersuchung usw.).

Wie wird eine Hypothyreose behandelt?

Die medikamentöse (pharmakologische) Behandlung der Hypothyreose besteht aus einer Ersatztherapie mit dem synthetischen Schilddrüsenhormon Levothyroxin, das die Hormone ersetzt, die die Schilddrüse nicht länger in ausreichender Menge produzieren kann. Levothyroxin wird täglich eingenommen, in den meisten Fällen am Morgen auf nüchternen Magen, und ist im Allgemeinen gut verträglich.

Es ist die Aufgabe deines Arztes die richtige Dosis aufgrund der Schwere der Erkrankung, des TSH-Wertes und der Schilddrüsenhormonwerte sowie abhängig vom Körpergewicht und der individuellen Krankengeschichte festzulegen. Nachdem der angestrebte TSH-Wert erreicht wurde, wird die gewählte tägliche Dosis konstant beibehalten. Falls keine Komplikationen auftreten, ist eine einmal jährliche Kontrolle der Laborwerte ausreichend.

Welche Folgen können auftreten, wenn die Hypothyreose nicht behandelt wird?

Wenn die Schilddrüsenunterfunktion nicht ärztlich diagnostiziert und behandelt wird, kann sie schwerwiegend verlaufen und zu verschiedenen Komplikationen führen, wie zum Beispiel bei Erwachsenen zu  Kropfbildung (Struma), d. h. einer Schilddrüsenvergrößerung, Herzinsuffizienz, erhöhtem diastolischen Blutdruck, peripherer Neuropathie (Taubheitsgefühl, Kribbeln, Schmerzen in den Extremitäten) oder zu einem Myxödem (eine Flüssigkeitsansammlung unter der Haut, die hauptsächlich bei einer schweren Hypothyreose auftritt). Es besteht auch ein Zusammenhang zwischen einer unbehandelten Hypothyreose und einer verminderten weiblichen Fruchtbarkeit sowie einer Zunahme von möglichen angeborenen Fehlbildungen und Schäden bei Neugeborenen, wenn die Mutter unter einer unbehandelten Hypothyreose leidet.

Eine vorgeburtliche während der Entwicklung des Fötus aufgetretene sogenannte angeborene Schilddrüsenunterfunktion, die seit der Geburt vorhanden ist, kann, wenn sie nicht behandelt wird, zu schweren Beeinträchtigungen der körperlichen und geistigen Entwicklung führen. Wohingegen eine erstmals im Kindesalter aufgetretene Schilddrüsenunterfunktion (erworbene Hypothyreose) ohne eine Behandlung auch zu einer Verzögerung der sexuellen Entwicklung (Störung der Bildung von Sexualhormonen und der körperlichen Entwicklung) führen kann. Bei einer frühzeitigen Diagnose und angemessener Behandlung kann der Mangel an Schilddrüsenhormonen jedoch ausgeglichen werden, sodass die Krankheit wirksam kontrolliert und eine gute Lebensqualität gewährleistet werden kann.

QUELLEN
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