Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse sind entzündliche Erkrankungen mit autoimmunem Ursprung, bei denen die Entzündung der Schilddrüse hauptsächlich auf eine abnormale Immunreaktion des Körpers zurückzuführen ist: Die Schilddrüse wird fälschlicherweise angegriffen und nach und nach zerstört.
Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse treten besonders häufig bei Frauen auf, weltweit sind davon etwa 2 bis 4 % der Frauen und bis zu 1 % der Männer betroffen, wobei die Fallzahlen mit zunehmendem Alter noch weiter ansteigen.
Die häufigsten Krankheitsformen sind die Hashimoto-Thyreoiditis und der Morbus Basedow (auch Graves-Krankheit genannt).
Es gibt jedoch auch andere Formen wie die atrophische Autoimmunthyreoiditis, die stille Thyreoiditis und die Postpartum-Thyreoiditis.
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Schilddrüsenerkrankung und die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Aus noch nicht vollkommen geklärten Gründen werden im Organismus sogenannte Autoantikörper gebildet, die gesunde Strukturen im Körper angreifen. In der Regel werden bei den entsprechenden Untersuchungen Thyreoperoxidase-Autoantikörper (TPO-AK) und Thyreoglobulin-Autoantikörper (TG-AK) festgestellt. Diese Autoantikörper greifen die Schilddrüse an, was dazu führt, dass nur noch unzureichende Mengen an Schilddrüsenhormonen produziert werden können. Als Folge der gesunkenen Schilddrüsenhormonwerte im Blut erhöht die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) die Produktion des schilddrüsenstimulierenden Hormons (TSH), was zu einem Wachstum des Schilddrüsengewebes und einer Vergrößerung der Hormondrüse (Kropf/Struma) führt – einer Vergrößerung, die je nach ihrem Umfang mehr oder weniger sichtbar sein kann.
Die Symptome, die durch eine Hashimoto-Thyreoiditis hervorgerufen werden, sind die typischen Symptome der Schilddrüsenunterfunktion, wie etwa Gewichtszunahme, Verstopfung, Hauttrockenheit, unregelmäßiger Menstruationszyklus, Depression und Gedächtnisstörungen.
Die atrophische Autoimmunthyreoiditis stellt eine seltene Variante der Hashimoto-Thyreoiditis dar, bei der die Schilddrüse infolge der Autoantikörper stark geschrumpft (atrophiert) ist; daher ist kein Kropf (Struma) vorhanden. Anfangs ist die Erkrankung schleichend, und der Patient zeigt möglicherweise auch mehrere Jahre lang keine Symptome, sie wird jedoch deutlich erkennbar (manifest), wenn eine Hypothyreose auftritt.
Bei diesem Typ der Autoimmunthyreoiditis tritt die Entzündung der Schilddrüse ohne Schmerzen auf (daher der Name). Es handelt sich um eine besondere Form der Erkrankung, die dazu neigt, spontan oder nach einer kurzen Therapie abzuklingen. Anfangs liegt eine Phase der Schilddrüsenüberfunktion vor, bei der die entzündete Schilddrüse große Mengen von Schilddrüsenhormonen in den Blutkreislauf freisetzt, was zu Symptomen wie Angst, Schlaflosigkeit, Herzklopfen und Gewichtsverlust führen kann. In der zweiten Phase der Krankheit kann eine kurzzeitige Hypothyreose auftreten und mit einer Vergrößerung der Schilddrüse und entsprechenden Beschwerden wie Müdigkeit, Gewichtszunahme, Muskelschwäche und verlangsamtem Herzschlag verbunden sein. Oft beginnt die Schilddrüse nach ca. 12–18 Monaten wieder normal zu arbeiten.
Die Postpartum-Thyreoiditis tritt innerhalb eines Jahres nach einer Entbindung auf und betrifft 5–8 % der Frauen. Es handelt sich um eine vorübergehende (transitorische) Form der Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis), in deren Verlauf drei Phasen unterschieden werden können. In der ersten Phase setzt die entzündete Schilddrüse eine große Menge von Schilddrüsenhormonen in den Blutkreislauf frei, es liegt daher der Zustand einer Schilddrüsenüberfunktion vor. Dieser kann 1–2 Monate andauern und von Symptomen wie Angst, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit und Gewichtsverlust begleitet sein. In der zweiten Phase schlägt dies in eine Periode der Schilddrüsenunterfunktion um, die mit Symptomen wie Müdigkeit, Verstopfung, Depression, Gewichtszunahme, Muskelschwäche und Hauttrockenheit einhergeht. Schließlich beginnt innerhalb von 12 bis 18 Monaten nach dem Auftreten der Symptome eine dritte Phase, in der die Schilddrüse wieder normal arbeitet. Bei den meisten Frauen geht die Erkrankung innerhalb eines Jahres vollständig zurück, jedoch neigt ein hoher Prozentsatz der Frauen, die eine Phase der Schilddrüsenunterfunktion durchleben, dazu, nach einer anfänglichen Erholungsphase eine dauerhafte Schilddrüsenunterfunktion zu entwickeln. Die Postpartum-Thyreoiditis tritt bei 70 % der darauffolgenden Schwangerschaften erneut auf.
Der Morbus Basedow (oder Graves-Krankheit) ist eine Erkrankung, die vorwiegend Frauen, in der Regel im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, betrifft, und die häufigste Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion, bei der es zu einer übermäßigen Produktion von Schilddrüsenhormonen kommt. Sie beruht auf einer Überproduktion von Autoantikörpern durch das Immunsystem, das die Schilddrüse als nicht zum Körper gehörig wahrnimmt und darum angreift. Dadurch wird die normale Schilddrüsenfunktion behindert und eine unkontrollierte Produktion von Schilddrüsenhormonen ausgelöst.
Da die Schilddrüsenhormone an der Funktion vieler Organe beteiligt sind, können Symptome wie Gewichtsverlust, Angst, Reizbarkeit und Schlafstörungen, Wärmeempfindlichkeit und vermehrtes Schwitzen, Darmprobleme, Verdickung und Rötung der Haut, Kurzatmigkeit, Herzrasen (Tachykardie), Herzklopfen (Palpitationen) und Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf/Struma) auftreten.
Fast die Hälfte der Personen, die an Morbus Basedow leiden, entwickeln Augensymptome: Druck oder Schmerzen in den Augen, Schwellung oder eingezogene Augenlider, Rötung und Brennen der Augen beim Aufwachen, Lichtempfindlichkeit und Doppeltsehen (Diplopie). Dieser Zustand wird als Basedowsche Ophthalmopathie oder endokrine Orbitopathie bezeichnet.
Der Begriff Schilddrüsenknoten bezieht sich auf eine kleine feste oder flüssigkeitsgefüllte Wucherung (Massen) innerhalb der Schilddrüse, die in den allermeisten Fällen (90–95 %) gutartig (kein Krebs) ist. Es handelt sich um eine sehr häufige Veränderung, die auch bei 50–65 % der gesunden Personen auftritt. Sie tritt häufiger bei Frauen als bei Männern auf und betrifft vor allem ältere Personen und Personen, die in sogenannten Jodmangelgebieten leben. Schilddrüsenknoten sind bei Kindern eher selten.
Generell verursachen Schilddrüsenknoten keine Symptome und werden häufig zufällig während eines Arztbesuches festgestellt. In einigen Fällen können sie aber wachsen und als rundliche Schwellungen am Halsansatz sichtbar werden oder, wenn sie größer werden, Symptome wie Atembeschwerden oder Missempfindungen wie Schluckbeschwerden, Hals-, Oberkiefer- bzw. Ohrenschmerzen oder ein unangenehmes Gefühl im Hals verursachen.
Formen von Schilddrüsenknoten:
Für die Diagnose sind eine körperliche Untersuchung des Halses und die Krankengeschichte des Patienten grundlegend. Außerdem wird der Arzt zur Beurteilung eines Knotens einige Untersuchungen anordnen, wie eine Ultraschalluntersuchung oder bei Verdacht auf eine bösartige Erkrankung weitere bildgebende Verfahren. Bestätigt sich der Verdacht, wird eine Feinnadelbiopsie durchgeführt, um eine Zellprobe aus dem Knoten zu entnehmen und diese zu untersuchen.
Im Falle eines bösartigen Knotens erfolgt die chirurgische Entfernung des Knotens oder, sofern notwendig, auch der gesamten Schilddrüse, während ein gutartiger Knoten, wenn keine Symptome vorliegen, über einen längeren Zeitraum durch regelmäßige ärztliche Kontrollen überwacht wird.